3D-Druck Stützstrukturen: Einstellungen, Tipps & Nachbearbeitung

Stützstrukturen im 3D-Druck – kleine Helfer mit grosser Wirkung

Wer schon einmal ein komplexes 3D-Druck-Projekt gestartet hat, weiss: Ohne 3D-Druck-Stützstrukturen geht es oft nicht. Sie sind unverzichtbar, wenn ein Modell Überhänge oder filigrane Formen enthält. Doch was auf den ersten Blick wie störendes Zusatzmaterial wirkt, ist in Wahrheit der Schlüssel zu einem erfolgreichen Druck.

In diesem Beitrag zeige ich dir wie Stützstrukturen entstehen, warum sie so wichtig sind und wie du sie am besten entfernst.

Die meisten unserer eigenen 3D-Drucke stammen von Bambu Lab MakerWorld. Dort werden meistens alle relevanten Einstellungen – inklusive der Stützstrukturen – bereits vom Designer oder er Community mitgeliefert. Das macht es besonders einfach, da du direkt loslegen kannst.

Wenn du jedoch eigene Objekte zeichnest oder Modelle von anderen Plattformen verwendest, musst du die Supports manuell anpassen. Genau hier liegt der Knackpunkt: Mit den richtigen Einstellungen sparst du Material, Zeit und Nacharbeit – und dein Druck gelingt deutlich sauberer.

Der Druckstart – die Basis für gute Stützstrukturen

Die Qualität deiner Stützstrukturen hängt schon in den ersten Minuten ab: Haftung am Druckbett, richtige Ausrichtung des Modells und die gewählte Slicer-Einstellung bestimmen, wie stabil deine Supports später sind.

3D-Druck mit Baumstützstrukturen auf einem Bambu Lab Drucker – filigrane Support-Struktur während des Druckprozesses.

Mit Stützstrukturen zum Erfolg

Viele Modelle benötigen Stützstrukturen, damit Überhänge oder komplexe Formen während des Druckprozesses stabil bleiben. Ohne diese zusätzlichen Stützen würde dein 3D-Druck an bestimmten Stellen einfach in der Luft beginnen – und unweigerlich scheitern.

Spannend ist, dass die Stützstrukturen oft fast künstlerisch wirken: Sie erinnern an filigrane Baumgerüste oder Wurzeln, die sich rund um dein Objekt aufbauen. Doch auch wenn sie ästhetisch aussehen, erfüllen sie einen ganz praktischen Zweck: Sie sorgen dafür, dass dein Druck auch bei anspruchsvollen Geometrien gelingt.

Natürlich haben Stützstrukturen auch ihre Nachteile: Nach dem Druck müssen sie wieder entfernt werden – je nach Modell kann das manchmal etwas Geduld erfordern. Der grosse Vorteil ist jedoch, dass dein 3D-Drucker dadurch auch Formen meistert, die sonst unmöglich wären.

In den meisten Fällen werden Stützstrukturen mit dem gleichen Filament gedruckt wie dein Modell. Damit sie sich später leichter ablösen lassen, wird zwischen der Stützstruktur und dem eigentlichen Objekt ein Abstand von 1–2 Layern eingeplant. So lassen sie sich nach dem Druck relativ einfach entfernen, ohne die Oberfläche deines Projekts stark zu beschädigen.

3D-gedrucktes rosa Objekt mit komplexen Stützstrukturen in Herzform.

Welche Arten von Stützstrukturen gibt es?

Stützstrukturen geben deinem Objekt Halt, wenn Überhänge gedruckt werden. Ohne sie würden einzelne Teile einfach in der Luft „abstürzen“ und der Druck fehlschlagen. Je nach Modell und Slicer kannst du zwischen verschiedenen Arten von Supports wählen:

Baumstrukturen (Tree Supports)

Diese filigranen, wurzelähnlichen Supports wachsen wie kleine Äste neben deinem Objekt nach oben und verzweigen sich nur dort, wo wirklich Halt benötigt wird. Dadurch benötigen sie deutlich weniger Material und sind nach dem Druck meist leichter zu entfernen. Ein weiterer Vorteil: Da sich die Äste oft neben dem eigentlichen Objekt aufbauen und nicht direkt darauf, bleibt die Oberfläche deines Modells glatter und zeigt weniger Druckspuren. Baumstrukturen sind besonders beliebt für organische Formen, Figuren oder runde Objekte.

Lineare Stützen (Grid oder Linear Supports)

Die klassische Variante: Sie verlaufen als gerade Säulen von der Druckplatte nach oben und bieten sehr stabile Unterstützung. Vor allem bei größeren, flachen Überhängen sind sie zuverlässig. Allerdings benötigen sie in der Regel mehr Material und sind beim Entfernen etwas aufwendiger. Da sie nur senkrecht hochgedruckt werden können, hinterlassen sie häufig sichtbare Spuren an der Modelloberfläche, die eventuell nachbearbeitet werden müssen.

Screenshot der Support-Einstellungen in Bambu Studio – Aktivierte Baumstützstrukturen mit Schwellenwinkel 30°.

Stützstrukturen in Bambu Studio einstellen

In Bambu Studio findest du die Support-Optionen direkt in den Druckeinstellungen. Dort kannst du detailliert festlegen, wie und wo Supports erzeugt werden:

  • Enable support → Aktiviert oder deaktiviert Stützstrukturen.

  • Type → Hier kannst du den Support-Typ wählen, z. B. tree(auto) für Baumstrukturen oder linear für klassische gerade Supports.

  • Style → Legt fest, wie die Struktur aufgebaut wird (z. B. dichter oder leichter).

  • Threshold angle → Ab welchem Winkel sollen Supports gesetzt werden? Standard im Bambu Studio ist 30°

  • On build plate only → Unterstützt nur Flächen, die direkt auf dem Druckbett aufliegen.

  • Support critical regions only → Fügt nur an besonders wichtigen Stellen Stützen hinzu.

  • Remove small overhangs → Entfernt automatisch sehr kleine Überhänge, die keine Stabilisierung benötigen.

Slice-Preview nutzen

Ein grosser Vorteil von Bambu Studio ist die Slice-Preview. Sobald dein Modell gesliced ist, kannst du genau sehen, wo der Slicer Stützstrukturen einplant.

  • Im Bild oben siehst du die grünen Bereiche: Das sind die automatisch generierten Supports, die dein Modell während des Drucks stabilisieren.

  • Der Farbcode in der Seitenleiste zeigt dir zusätzlich an, welcher Teil deines Drucks welche Funktion übernimmt (z. B. Aussenwand, Infill, Support).

  • So erkennst du auf einen Blick, ab wann Überhänge Stützen benötigen und kannst gegebenenfalls die Einstellungen optimieren, um Material zu sparen oder die Nachbearbeitung zu erleichtern.

Unser Tipp: Spiele ruhig ein wenig mit dem Überhang-Winkel und den Support-Typen in den Einstellungen. Schon kleine Anpassungen können den Unterschied machen – weniger Materialverbrauch, kürzere Druckzeiten und eine saubere Oberfläche. Bitte beachte auch, dass es je nach Filament wieder Unterschiede gibt und die Einstellungen angepasst werden müssen.

Bambu Studio Slice-Preview mit farbig markierten Druckbereichen – grüne Baumstützstrukturen und Slicing-Statistik.

Nachbearbeitung – Stützstrukturen entfernen

Die Nachbearbeitung spielt eine wichtige Rolle, um dein Druckobjekt sauber und hochwertig wirken zu lassen.

  • Mit Zange vorsichtig lösen
    Brich die Stützstrukturen nicht einfach grob heraus, sondern gehe Schritt für Schritt vor. Eine kleine Flachzange* kann helfen, die Supports präzise zu entfernen, ohne das Modell zu beschädigen.

  • Reste mit Schleifpapier oder Cutter glätten
    Feine Überbleibsel kannst du mit einem Cutter vorsichtig wegschneiden. Alternativ eignet sich Schleifpapier, um kleine Unebenheiten zu glätten. ⚠️ Aber Achtung: Beim Schleifen entstehen meist sichtbare Spuren, vor allem bei dunklem Filament. Daher empfiehlt sich diese Methode eher bei kleinen Flächen oder an Stellen, die später nicht gut sichtbar sind.

Es gibt zahlreiche weitere Tools, die du online kaufen kannst. Am besten probierst du einfach aus, welche Werkzeuge für dich und deine Projekte am angenehmsten und effektivsten sind.

osa 3D-Druckteil nach Entfernen der Stützstrukturen, Reste der Supports liegen daneben.

Support-Settings prüfen

  • Support-Settings prüfen: Nicht immer sind die Standardwerte deines Slicers optimal. Passe die Einstellungen an dein Modell an, um Material und Zeit zu sparen.

  • Winkel beachten: In der Regel benötigen Überhänge ab etwa 35° eine Stütze. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, lohnt sich ein Overhang-Testdruck wie dieses Modell auf MakerWorld. Damit siehst du schnell, ab welchem Winkel dein Drucker zuverlässig ohne Stützen arbeitet.

  • Materialwahl: Manche Filamente lassen sich leichter von Supports lösen als andere. PLA ist hier deutlich unkomplizierter als etwa ABS oder PETG.
    Ein zusätzlicher Tipp: Wenn du hauptsächlich mit PLA druckst, kannst du die Verbindungsschicht der Supports mit PETG anlegen. Das ergibt einen sehr sauberen Übergang, weil PLA und PETG nicht gut miteinander haften – dadurch lassen sich die Stützstrukturen später besonders leicht lösen. Wichtig ist, dass die Übergangsschicht im gleichen Layer liegt, damit kein ständiges Filamentwechseln nötig ist. Mit manuellem Wechsel ist das etwas aufwändiger, aber mit einem Multi-Filament-Drucker (wie wir ihn nutzen) funktioniert es automatisch und besonders komfortabel.

  • Druckrichtung: Schon eine kleine Änderung in der Ausrichtung deines Objekts kann die Anzahl der benötigten Stützstrukturen massiv reduzieren. Gleichzeitig solltest du dabei auch die Stabilität und die spätere Belastung berücksichtigen: Je nachdem, wie das Objekt später verwendet wird, kann die Ausrichtung entscheidend sein, damit es an den richtigen Stellen robust bleibt.

Fazit: 3D-Druck Stützstrukturen sind Helfer, keine Last

Auch wenn sie manchmal nervig wirken – ohne 3D-Druck Stützstrukturen wären viele deiner Projekte schlicht unmöglich. Mit der richtigen Einstellung, etwas Geduld beim Entfernen und ein paar Tricks bei der Modellpositionierung werden sie zu wertvollen Helfern für saubere Ergebnisse.